Preisfalle Küchenstudio: Was kostet eine Küche wirklich?
Du willst eine neue Küche. Im Studio glänzt alles, die „-50 % Aktion“ läuft zufällig heute, der Berater rechnet flink. Und am Ende? Zahlen viele deutlich mehr als geplant. Hier ist die nüchterne Wahrheit - und wie du dich schützt.
2025-10-15 00:00:00 2025-10-15 00:00:00 admin
Hier ist die nüchterne Wahrheit - und wie du dich schützt.
Die kurze Antwort: Es kommt darauf an (wirklich)
Preise hängen an drei Dingen: Qualität der Möbel, Gerätepaket und Montage/Anschlüsse. Dazu kommen Planungsfehler und Vertragsklauseln, die später teuer werden. „Schnäppchen“ gibt es, aber selten ohne Haken.
Realistische Ausgangslage: Beispielbudget 15.000 €
Was ist mit 15.000 € machbar - inklusive Geräte und Montage? Eine ehrliche, grobe Orientierung für eine L-Küche (ca. 3,5 × 2,5 m) ohne Insel:
- Möbel (Korpus/Fronten/Innenleben): 6.000-7.000 €
- Arbeitsplatte (HPL/Quarz/Keramik): 1.200-3.000 €
- Geräte (Backofen, Kochfeld, Kühl/Gefrier, GSP, Haube): 4.000-5.500 €
- Spüle/Armatur/Zubehör: 400-900 €
- Montage: 1.200-2.000 €
- Lieferung/Logistik/Entsorgung: 200-500 €
- Elektro/Installation (bauseits): 300-1.000 € (häufig nicht im Studio-Angebot)
Ja, das sprengt je nach Materialwahl schnell die 15k. Und genau dort lauern die Preisfallen.
Die 7 größten Kostentreiber (und wie du sie entschärfst)
1) „Rabatt-Zauberei“
-40 %, -50 %, -57 % - Listenpreise sind Fantasiewerte. Entscheidend ist der Endpreis mit klarer Leistungsbeschreibung.
Tipp: Lass dir Bruttopreise pro Position geben (Schrank, Platte, Montage). Frage nach der Ohne-Rabatt-Summe und der Netto-Endsumme - und vergleiche mindestens zwei Angebote auf identische Ausstattung.
2) Gerätepakete, die nicht passen
„Setpreis“ klingt gut - bis das Kochfeld zu klein ist oder die Haube zu laut.
Marken-Realität: Solide Mittelklasse: Bosch/Siemens/Neff. Leiser, langlebiger, teurer: Miele. Preis-/Leistung bei Kühl/Gefrier: oft Bosch/Siemens; bei Dunstabzug lohnt Blick auf Berbel/Novy.
Tipp: Prüfe Lautstärke (dB), Energieeffizienz, Kochfeldbreite (60/80/90 cm) und Haubenart (Umluft vs. Abluft).
3) Fronten & Kanten
Melamin ist günstig, Lack teurer, Fenix/HPL robust, Folie heikel bei Feuchte/Hitze. Kantenverarbeitung (Laserkante!) beeinflusst Langlebigkeit.
Tipp: Entscheide nach Nutzung (Kinder? Viel kochen?) - nicht nach Katalogglanz.
4) Arbeitsplatte: Schönheit kostet - und wiegt
HPL: günstig, robust. Quarz/Granit: edel, teurer, schwerer (Montage!). Keramik: hitzefest, sehr teuer, heikel bei Stoßkanten.
Tipp: Kalkuliere Ausschnitte, Kantenbearbeitung und Wandabschluss separat. Das sind versteckte Aufschläge.
5) Innenorganisation & „nice to have“
Apothekerschrank, LeMans, Glaszargen, Echtholzschübe - summiert sich.
Tipp: Stauraum zuerst, Gimmicks später. Manches lässt sich nachrüsten.
6) Montage & bauseitige Leistungen
Im Angebot steht „Montage inklusive“ - aber Anschluss Elektro/Wasser fast nie.
Tipp: Kläre: Nivellierung, Ausschnitte vor Ort, Silikonfugen, Geräteeinbau, Entsorgung Verpackung/Altgeräte. Für Elektro/Installateur extra 300-1.000 € einplanen.
7) Änderungen nach Bestellung
Jede Planänderung nach Unterschrift = Nachtrag.
Tipp: Plane sauber, prüfe Aufmaß doppelt (Fensterflügel, Heizkörper, Schrägen, Anschlusshöhen). Fehler hier fressen dein Budget.
Must-Have: Transparente Angebotsstruktur
Verlange Positionsliste statt „Komplettpreis“:
- Möbel: Stückliste mit Breiten/Höhen/Tiefen, Frontmaterial, Korpusfarbe, Kantenart.
- Geräte: konkrete Modellnummern.
- Platte: Material, Stärke, Laufmeter, Ausschnitte, Kanten.
- Montage: Leistungsumfang klar benennen.
- Logistik: Lieferung, Trageservice in Etagen, Entsorgung.
So kannst du Angebote vergleichbar machen - erst dann verhandeln.
Mini-Kalkulation: 15.000 € sinnvoll verteilen
- Möbel/Innenleben: 6.500 € - solide Qualität, keine Exoten.
- Arbeitsplatte HPL mit Nischenrückwand: 1.600 €
- Geräte-Mix: 5.000 € (z. B. Siemens iQ700 Backofen, 80 cm Induktionsfeld, leiser Geschirrspüler 42 dB, Kühl/Gefrier, Umluft-Haube mit gutem Filter)
- Spüle/Armatur: 700 € (Edelstahlbecken + Markenarmatur)
- Montage/Logistik: 1.200 €
- Reserve: 1.000 € (Elektro/Installateur, Kleinmaterial, Überraschungen)
Ergebnis: Alltagsrobust, leise Geräte, keine Luxus-Show, aber null Reue.
Recht & Vertrag: Die drei kritischen Punkte
- Leistungsbeschreibung als Vertragsbestandteil: Pläne (Maße!), Stückliste, Gerätetypen, Montagescope anhängen.
- Zahlungsplan: Keine hohe Vorkasse. Üblich: Anzahlung, Rest nach mängelfreier Montage/Abnahme.
- Lieferfristen & Verzug: Kalenderwoche reicht nicht. Fixtermine mit Puffer, Konventionalstrafe ist selten drin – aber klare Kommunikationspflichten schon.
Abnahme-Tipp: Protokoll mit Mängeln, Frist zur Nachbesserung setzen. Nichts „unter Vorbehalt“ zahlen, was nicht montiert/leistungsfähig ist.
Erfahrungen
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